DEGU-ZUCHTVEREIN E.V.

Gesundheit & Krankheiten

Degus sind grundsätzlich recht robuste Tiere. Jedoch ist es oft nicht so einfach den kleinen Nagern auch in der Heimtierhaltung einen Lebensraum zu bieten, der ihnen in jeder Hinsicht ein artgerechtes und gesundes Leben ermöglicht. Die meisten Erkrankungen, die Degus im Laufe ihres Lebens entwickeln, haben nämlich ihre Ursachen in falscher Fütterung, falschen Einrichtungsgegenständen, sowie der künstlich geschaffenen „natürlichen Umgebung“, also unserer „Wohnungshaltung“. Gehäufte Inzucht-Verpaarungen in der Vergangenheit, sowie „Kinderzimmer-Vermehrungen“ sind zudem weitere Faktoren, die die Gesundheit von Degus in den letzten 20 Jahren deutlich negativ beeinflusst haben.

Geschlechterunterscheidung

Die Geschlechtsbestimmung bei Degus ist eigentlich nicht sehr kompliziert, wenn man den direkten Vergleich Männchen-Weibchen vor sich hat und das Tier dabei richtig hält. Da jedoch immer noch viele Fehlbestimmungen, auch in Tierheimen und bei Tierärzten, vorkommen, haben wir hier die Unterschiede zusammengefasst. Sollten Sie sich unsicher sein, schicken Sie uns gerne Fotos und wir helfen.

Männchen (links) -- Weibchen (rechts)

Männchen

Beim Männchen liegt etwa ein Zentimeter zwischen Geschlechtszapfen und After, die Haut dazwischen trägt eine Hautfalte in Längsrichtung. Sie ist optimal zu erkennen, wenn man den Schwanz an der Wurzel ganz leicht nach hinten drückt, so dass die Haut sich dehnt.

Weibchen

Beim Weibchen ist der Abstand zwischen Harnröhrenzapfen und After sehr gering; er beträgt wenige Millimeter. Bei genauerem Hinsehen ist die Scheidenöffnung unter dem Harnröhrenzapfen zu erkennen. Diese ist allerdings fest verschlossen und öffnet sich nur während der Paarungsbereitschaft.

Gesundheitscheck

  • Sind alle Degus im Käfig präsent? 
  • Zeigen alle Tiere Interesse an der Umgebung, wenn man sie anspricht?
  • Bewegen sich die Tiere normal?
  • Sind alle sichtbaren Kotbällchen im Käfig fest und gleichförmig?

 

Der kurze tägliche Gesundheitscheck dient der schnellen Überprüfung, ob alle Degus fit sind und sich augenscheinlich in guter Verfassung befinden. Durchgeführt wird dieser am besten morgens oder abends bei der Fütterung. Sollten hierbei Auffälligkeiten auftreten, ist der Degu genauer über den Tag/die Nacht hinweg zu beobachten, ein großer Gesundheitscheck durchzuführen und ggf. ein Termin bei einem Tierarzt zu machen.

  • Gewichtskontrolle – eine plötzliche (ab 20g pro Woche) oder eine kontinuierliche geringere Abnahme über mehrere Wochen hinweg, sind oft erste Warnsignale, dass etwas nicht stimmt.
  • Kopf – In den Ohren sollten sich keine krustigen Auflagerungen befinden, die Augen sind klar und nicht tränend. Ein Blick auf die sichtbaren Anteile der Schneidezähne hilft zu sehen, ob der Degu noch richtig fressen kann oder ob sich eventuell eine Zahnfehlstellung entwickelt hat. Tipp: ein Leckerli nach oben halten bis der Degu sich strecken muss, hierbei kann man von unten die oberen und unteren sichtbaren Anteile der Schneidezähne sehen.
  • Fell – Das Fell sollte immer glatt anliegend, glänzend und sich ohne haarlose Stellen, Krusten oder Schuppen zeigen. 
  • After – Liegen hier Verkrustungen im Fell um den Afterbereich vor, könnte das ein Hinweis auf Durchfall sein.
  • Penis – Bei männlichen Degus kann es – insbesondere im Fellwechsel – zu einem Penisvorfall kommen; erkennbar an dem geröteten und verdickten Penis, der nicht mehr vollständig in die schützende Vorhautfalte zurück gezogen werden kann.
  • Gliedmaßen – Liegt eine Verletzung vor oder wurde eine Kralle heraus gerissen?

Allgemeine Krankheitssymptome

Diese Auflistung von allgemeinen Krankheitssymptomen soll dabei helfen zu erkennen, ob ein Degu möglicherweise krank ist. Zur genauen Abklärung bitte stets einen Termin bei einem fachkundigen Tierarzt machen.

Absolute No-Go`s

Diese Dinge solltet ihr keinesfalls mit euren Degus machen!

Den Degu niemals baden oder abduschen.

Degus dürfen niemals mit Medikamenten für Menschen oder andere Tierarten behandelt werden, ohne vorherige Absprache mit dem Tierarzt. Auch keinen Kamillentee für Augen oder Schleimhäute verwenden!

Degus unter keinen Umständen mit Deo, Teebaumöl oder Duftölen einsprühen.

Wie findet man einen fachkundigen Tierarzt?

Leider kennen sich nach wie vor nicht viele Tierärzte mit der Behandlung von Nagetieren/Degus aus. Deshalb ist es sehr wichtig, sich vorher zu informieren, ob der ausgesuchte Tierarzt auch wirklich die entsprechende Fachkunde besitzt. Von privaten Tierarztlisten aus Online-Gruppen ist definitiv abzuraten. Ein sympathischer Tierarzt, der sich mit Hund und Katze bestens auskennt, ist noch lange nicht ohne entsprechende Weiterbildung dazu fähig auch einen Degu fachkundig zu behandeln.

Deshalb empfehlen wir für die Suche nach einem guten Tierarzt die Liste der AG Kleinsäuger der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft e. V.

Tierärzte, die sich auf dieser Liste befinden, haben alle eine meist abgeprüfte Weiterbildung über Heimtiere/Nager erfolgreich hinter sich gebracht und besitzen deshalb die entsprechende Fachkunde.

Bei Verdacht auf eine Zahnerkrankung empfiehlt sich auch die Liste der Deutschen Gesellschaft für Tierzahnheilkunde.

Jedoch bei dieser unbedingt auf die Informationen auf der entsprechenden Webseite des Tierarztes achten, ob auch wirklich Zahnbehandlungen von Nagern mit abgedeckt sind.

Hausapotheke

Bei Degus kann es immer wieder zu Verletzungen oder anderen krankheitsbedingten Situationen kommen, wir empfehlen daher eine Hausapotheke mit den wichtigsten Dingen zur Erstversorgung.

  • Octenisept Wund-Desinfektionsspray
  • Tyrosur Wundheilpuder (bei Bisswunden, Verletzungen)
  • Beaphar Vitamin-B-Komplex Tropfen (Vitaminmangel, Krämpfe etc.)
  • sab simplex Tropfen (bei Aufblähung)
  • RodiCare® akut (bei Abmagerung nötig)

Auftretende Krankheiten

Im Folgenden werden die wichtigsten Erkrankungen bei Degus kurz erläutert. Eine richtige Diagnose-Stellung sollte jedoch stets nur ein fachkundiger Tierarzt durchführen. Wir möchten deshalb eindringlich dazu raten, bei gesundheitlichen Beschwerden keine eigenen Diagnosen per Google zu erraten, sondern frühzeitig mit dem Patienten den Tierarzt aufzusuchen. Eine Liste geeigneter Tierärzte befindet sich am Ende der Seite.

Giardien (Giardia)

Die wohl häufigste Parasiten-Erkrankung bei Degus ist eine Infektion mit Giardien.

Vor allem in einer Zucht stellt die Giardien-Infektion ein Problem dar, da Jungtiere recht häufig nach der Aufnahme der Giardienzysten erkranken. Wachstumsstörungen durch ungenügende Nährstoffaufnahme im Darm der Tiere einerseits, bis hin zu starken Durchfällen und damit verbundenen Todesfällen andererseits, machen diese Infektion so gefährlich. Deshalb ist es Züchtern unbedingt anzuraten, regelmäßig serologische Kotuntersuchungen auf Giardien durchzuführen, um rechtzeitig einschreiten zu können. Ausgewachsene Degus mit einem gesunden Immunsystem sind oft nur Träger von Giardien, erkranken jedoch nicht. Erst bei einer Entgleisung der gesunden Darmflora oder generell einem geschwächten Immunsystem können sich dann „wie aus dem Nichts“ die kleinen Einzeller massenhaft vermehren und Krankheitssymptome verursachen. Das Hauptsymptom ist dabei ein akuter Durchfall, erkennbar an matschigen bis flüssigen Kot, sowie Kotverkrustungen am After des Tieres. Ist der Befall sehr stark, fängt der Degu an „staksig“ zu laufen (Schmerzen!) und versucht den Kot vermehrt „auszupressen“. Dabei kann es in der Folge leider schnell zu einem Ausstülpen des Darmes aus dem After kommen (ein sog. Darmvorfall). Sowohl der akute Durchfall, als auch der Darmvorfall, stellt für Degus eine lebensbedrohliche Krankheitssituation dar und sollten umgehend von einem Tierarzt  behandelt werden.

Bei dem Thema „Giardien“ scheiden sich – wie auch bei anderen Tierarten wie Hund und Katze – wirklich die Geister. Einerseits möchte man natürlich am liebsten parasitenfreie Haustiere haben, andererseits ist die Bekämpfung von Giardien unheimlich schwierig und eine Neuinfektion – insbesondere bei Fütterung von gesunden frischen Grünpflanzen aus Wald und Garten – oft auf lange Sicht nicht zu vermeiden.

Die Parasiten durchlaufen in ihrer Entwicklung zwei Stadien: Das eigentliche Wachstumsstadium (vegetatives Stadium) und das Stadium der Zyste (Dauerform). Werden Zysten mit dem Kot ausgeschieden, sind sie in der Außenwelt über einen Zeitraum von durchschnittlich 3 – 4 Wochen infektiös. Drei Giardien-Zysten reichen schon aus, um ein Tier erfolgreich zu infizieren! In kaltem Wasser (4° C) überleben die infektiösen Zysten sogar ca. 2 – 3 Monate, in feuchten Böden bis zu 7 Wochen. Unter optimalen Bedingungen können sie viele Monate lebensfähig bleiben. Giardien-Zysten sterben erst bei Temperaturen über 70°C oder mehreren Tagen unter -4°C ab. Handelsübliche Desinfektionsmittel wirken nicht. Erst chlorhaltige Mittel, wie z.B. Halamid, sind in der Lage deren Hülle zu durchbrechen. Holz ist allerdings selbst damit nur sehr schwer wieder „Giardien-frei“ zu bekommen. Dampfstrahler, Backofen, Gefriertruhe sind weitere Möglichkeiten, die Umgebung bzw. Gegenstände eines infizierten Tieres zu desinfizieren. Eine Wiederansteckung eines Tieres in den Wochen nach einer erfolgreichen Behandlung ist jedoch häufig und führt verständlicherweise zu viel Frust bei dem Halter. Üblicherweise werden bei Degus Fenbendazol (Panacur) oder Metronidazol in unterschiedlichen Behandlungsintervallen als Mittel der Wahl zur Therapie eingesetzt. Auch wenn man in Online-Foren häufig liest, dass die kleinen Parasiten schon resistent gegen eines der Mittel geworden sind, so ist es jedoch vielmehr eine erneute Infektion mit dem Erreger aus der Umgebung des Tieres, die eine Wiederinfektion verursacht. 

Auszug aus dem Buch: Praktische Parasitologie bei Heimtieren: Kleinsäuger – Vögel – Reptilien von Wieland Beck, Nikola Pantchev.

  • Durchfall (manchmal mit Blut im Kot), matschiger, nicht gleichförmig geformter Kot
  • Abmagerung (trotz guten Appetits)
  • Struppiges Fell
  • Bauchschmerzen, Schwächeerscheinungen
  • „Entengang“ nach außen gedrehte Hinterbeine, watschelnder Gang

 

Häufig geht ein Befall aber auch ohne klinische Symptome einher (s.Text), daher ist bei Verdacht eine Kotuntersuchung ratsam.

  • Kotproben sammeln und ins Labor zur Untersuchung schicken 

 

Die Kotproben müssen von allen Gruppenmitgliedern über 3 folgendeTage hinweg gesammelt werden und sollten nicht verunreinigt sein. Hierzu werden z.B. die Degus täglich für etwa 10 Minuten in eine Transportkiste (Plastik mit Papiertüchern ausgelegt) gesetzt und der Kot anschließend in Frischhaltefolie gesammelt. 

Die im Handel angebotenen Giardien-Schnelltest sind bei Degus leider nicht aussagekräftig. Zur richtigen Diagnosestellung muss stets eine Sammel-Kotprobe per serologischer Untersuchung (ELISA-Antigen-Test ) untersucht werden. Bei starkem Befall reicht oft schon eine mikroskopische Ausstrich-Untersuchung zur Diagnose.

Entscheidend für eine nachhaltig erfolgreiche Behandlung ist es, die Reinfektionen zu unterbinden, indem die Zysten aus der Umgebung entfernt bzw. ihre Ausbreitung in der Umgebung verhindert wird. Hierzu werden folgende Maßnahmen empfohlen:

  • Quarantänekäfige aus Metall oder Glas, leichte Reinigung möglich
  • Keine Einrichtung oder nur desinfizierbare Gegenstände im Quarantänekäfig, etwas Einstreu, Futter, Wasser möglichst nur per Trinkflasche oder so, dass die Tiere es in keinem Fall mit Kot oder Urin beschmutzen können (täglich wechseln).
  • Zur Desinfektion gegen Giardienzysten sind nur folgende Mittel geeignet:
    • Halamid/Chloramin-T
    • Dampfreiniger (nur direkter Kontakt mit dem >70°C heißem Dampf ist wirksam)
  • Holzgegenstände entweder bei mind. 80°C (besser 100°C) für 30 Minuten in den Ofen gegeben  oder über mind. 5 Tage in der Tiefkühltruhe einfrieren, ansonsten müssen sie entsorgen werden.
  • Steine und andere Einrichtungsgegenstände mit Halamid und kochendem Wasser abwaschen, einwirken lassen und erst nach abgeschlossener Behandlung wieder in den Käfig geben. Futtergefäße bei > 70°C in die Spülmaschine.
 

Zu den oben genannten regelmäßigen Reinigungsmaßnahmen wird eine medikamentöse Behandlung benötigt:

Hierbei müssen alle Tiere einer betroffenen Gruppe behandelt werden.

Beispiel (es gibt natürlich auch andere erfolgreiche Behandlungsintervalle): Behandlungsvorlage des Tierärztlichen Labors Freiburg – 2020

  • 10 Tage durchgängige Medikamentengabe (Panacur) aller betroffenen Degus
  • alle 1-2 Tage Käfigdesinfektion
  • nach 10 Tagen Medikamentengabe anschließend 3-tägige Sammelkotprobe ans Labor senden
  • richtiger Test im Labor: ELISA-Antigen-Test 
 
WICHTIG: Eine dauerhaft erfolgreiche Behandlung gegen Giardien ist nicht einfach. Sehr häufig stecken sich die Degus nach überstandener Behandlung und negativer Testung in den darauffolgenden Wochen erneut mit Giardienzysten aus der Umgebung an. Deshalb ist insbesondere die Umgebungsdesinfektion (Käfig, Umgebung und Inventar) so wichtig bei der erfolgreichen Bekämpfung. 
 
Nährstoffmangel
Wenn die Giardien Infektion bereits lange besteht, stark ausgeprägt ist oder Jungtiere betrifft die bereits „komisch laufen“, sollte nach Abschluss der Behandlung zusätzlich mit Vitaminen gearbeitet werden.
  • RodiCare® akut / bei Jungtieren täglich 2-3 x tägl. 0,15 – 0,3 ml geben
  • beaphar Vitamin B Komplex / Tropfen in das Trinkwasser für max. 10 Tage
  • Versele-Laga Opti-Vit für Nagetiere
  • Ida Plus – Mispusan Pulver / Pulver über das Futter streuen, besser über Saaten und diese in einem extra Napf anbieten oder über Leckerlies und diese nur separat füttern. 
 

Magen-Darm-Erkrankungen

Das Verdauungssystem von Degus funktioniert ganz anders, als das von Mensch, Hund oder Katze, weshalb man nicht den Fehler machen darf, Sachverhalte von der einen Spezies auf die andere zu übertragen. Degus dürfen z.B. niemals hungern bzw. auch vor einer OP niemals nüchtern sein. Im Laufe eines Tages nehmen sie viele kleine Futterportionen zu sich und sorgen so dafür, dass kontinuierlich „von oben nachgeschoben wird, damit unten etwas raus kommt“. Was vielleicht auf den ersten Blick lustig klingen mag, ist jedoch ganz wichtig für die Nager, da die Muskelschicht des Magens nur sehr schwach ausgebildet ist und Eigenkontraktionen nicht möglich sind. Aus diesem Grund können Degus z.B. auch nicht erbrechen. Hört ein Degu krankheitsbedingt auf zu fressen, kommt es sehr schnell durch Gärprozesse zu schmerzhaften Aufgasungen in Magen und Darm. Die so wichtige bakterielle Darmflora wird empfindlich gestört, die Verarbeitung des Futters ist nicht mehr möglich und häufig entzündet sich in der Folge auch der Darm. So ein Zustand wird bei Degus schnell lebensbedrohlich und muss umgehend tierärztlich versorgt werden. Der Halter sollte zudem per Spritze dem Degu mehrmals täglich einen Ersatzfutterbrei zwangsmäßig eingegeben. Neben diesen Störungen der Darmflora durch Futterverweigerung, ist vor allem „Durchfall“ eine weitere wichtige Erkrankung des Magen-Darm-Traktes bei Degus. Fütterungsfehler, Zahnerkrankungen, sowie Parasiten sind die häufigsten Ursachen zur Entstehung eines Durchfalls. Hefen und Bakterien siedeln sich meist erst sekundär noch zusätzlich im Darm an und erschweren die Therapie deutlich. Insbesondere eine Infektion mit Giardien spielt bei Degus heutzutage eine wichtige Rolle.

Diabetes

Degus neigen dazu bei zu kohlehydratreicher Ernährung eine Diabetes-Erkrankung zu entwickeln. Die Hormone von Insulin und Glukagon besitzen nämlich eine besondere Struktur, weshalb Degus viele Jahre lang in der Erforschung des Diabetes Mellitus beim Menschen eingesetzt wurden. Aus diesem Grund sollte man Ihnen niemals Obst in irgendeiner Form zu fressen geben. Oft sind typische Anzeichen die ein- oder beidseitige Linsentrübung, gesteigerter Durst, sowie eine Gewichtszu- oder abnahme. Die erkrankten Tiere sterben entweder recht bald nach Auftreten der Erkrankung, können aber auch ganz normal alt werden, wie gesunde Tiere. Ein Therapieversuch kann nach gesicherter Krankheitsdiagnose mit Insulin versucht werden, jedoch ist das insbesondere bei scheue Tieren nicht immer ganz einfach durchzuführen.

Zahnerkrankungen

Die Zähne eines Degus wachsen ein Leben lang nach. Deshalb ist es für die kleinen Nager so wichtig, dass sie durch Futter mit hohem Rohfaseranteil ihren Zahnabrieb ständig aufrecht erhalten. Ist das Futter zu hart oder schon zu stark bearbeitet (Pellets) kann es schnell zu falschen Druck auf die empfindlichen Zahnwurzeln kommen und das Zahnwachstum wird dauerhaft geschädigt. Die meisten Zahnprobleme bei Degus sind „erworbene“ Zahnschäden. Es reicht meist schon eine falsche Fütterung über wenige Wochen oder einige Tage mit deutlich reduzierter Futteraufnahme, um das empfindliche Gleichgewicht zwischen Zahnwachstum und -abrieb zu stören. In der Anfangsphase lassen sich Zahnfehlstellungen noch recht gut von einem Tierarzt korrigieren. Das Problem ist jedoch, dass die Symptome des Zahnfehlwachstums vom Besitzer meist erst recht spät erkannt werden und viele Tiere dadurch dann zu Zahn-Dauerpatienten werden. Zusätzlich zu den erworbenen Fehlstellungen treten manchmal auch genetisch vererbte Zahnanomalien auf. Diese zeigen sich meist in noch recht jungem Alter. Treten diese gehäuft in einer Degulinie auf, sollte mit diesen Tieren vorsichtshalber nicht weiter gezüchtet werden.

Geschlechtsorgane / Geschlechtskrankheiten

Bei männlichen Degus tritt manchmal ein sog. Penisvorfall auf. Erkennen kann der Halter das durch die geschwollene und gerötete Spitze des Penis, der aus der abstehenden Hautfalte leicht herausschaut und nicht mehr – wie sonst normal – vom Degus selbst eingezogen werden kann. Fast immer ist ein Ring aus Fellhaaren dafür die Ursache. Leider befindet sich dieser jedoch in der Hautfalte und kann deshalb nur von einem Tierarzt vorsichtig entfernt werden. Solch ein Penisvorfall sollte unbedingt immer als eine Art Notfall angesehen werden, da die herausschauende Schleimhaut des Penis auf keinen Fall eintrocknen darf. Der Besuch beim Tierarzt sollte deshalb möglichst nicht aufgeschoben werden.

Schwanzabriss

Die Schwanzhaut ist bei Degus extrem fein und empfindlich. Schon durch leichten Zug kann diese leicht einreißen und abfallen, so dass nur noch der darunter liegende knorpelige Rest übrig bleibt. Bei erwachsenen Tieren entsteht dabei in der Regel eine ausgeprägte Blutung und die Halter bekommen oft einen großen Schreck. Die Verletzung an sich ist jedoch meist weniger schlimm, als sie aussieht. Der übrig gebliebene Knorpel trocknet innerhalb von wenigen Tagen komplett ein und fällt von selbst ab (Sandbad rausstellen, damit sich die Wunde nicht infiziert!). Nur ganz selten entzündet sich der Stumpf und muss dann antibiotisch behandelt werden. Eine Operation ist allerdings nur ganz selten nötig, auch wenn es leider nach wie vor viele Tierärzte gibt, die in diesem Punkt den Halter falsch beraten.

Fellveränderungen

Schuppige, krustige Hautveränderungen mit und ohne Fellverlust und evtl. Juckreiz sollten unbedingt vom Tierarzt abgeklärt werden. Eine mögliche Pilzerkrankung ist beispielsweise auch auf den Menschen übertragbar.

Eine Besonderheit bei Degus ist das durch Fütterungsfehler verursachte Fellfressen bei Partnertieren oder am eigenen Körper. Durch zu wenig Rohfaser im angebotenen Futter fangen die Nager dabei an das Fell zu fressen und in der Folge entstehen kahle Flächen im Fellkleid.

Augenerkrankungen

Wässriger/milchiger oder eitriger Augenausfluss ist oft ein Zeichen für eine Entzündung im Auge. Milchiger Augenausfluss ist nicht mit Eiter zu verwechseln. Die Ursachen dafür sind jedoch recht vielfältig. Zum einen können Fremdkörper wie Sand, kleine Teile von Einstreu oder Heu lokale Entzündungen und/oder Verletzungen auf der Hornhaut verursachen. Zum anderen können aber auch durch retrogrades Fehlwachstum der Zähne eitrige Entzündungen am Augapfel entstehen, die sich durch Ausfluss zeigen.

Atemwegserkrankungen

Auch wenn Degus in freier Natur gegen Atemwegserkrankungen recht robust sind, so neigen sie doch in der Heimtierhaltung dazu, unter sehr trockener Luft (Heizungsluft im Winter!) empfindlich zu reagieren. Gibt es dann noch Kontakt zu, an Atemwegserkrankungen leidenden, Haustieren oder Menschen, können sich Degus schnell mit den entsprechenden Keimen anstecken. Eine Erkältung mit Nasen- und Augenausfluss muss bei Degus unbedingt schon als eine ernsthafte Erkrankung angesehen werden und der Tierarztbesuch sollte nicht aufgeschoben werden. Fängt das erkrankte Tier schon an mit dem Bauch mit zu atmen (Flankenatmung), oder hin und wieder sogar mit dem Mäulchen Luft zu schnappen, dann ist die Situation definitiv lebensbedrohlich und die Prognose selbst mit Therapie nur mäßig.

Erkrankungen der Gliedmaßen / Brüche

Gar nicht mal so selten verletzen sich Degus an den Gliedmaßen. Durch Hängenbleiben an Gegenständen oder durch einen Fall aus zu großer Höhe, brechen die feinen Knochen der Gliedmaßen eines Degus recht schnell. Ein Tierarzt sollte dann entscheiden, ob eine Ausheilung unter Schmerzmitteln von allein erfolgen soll oder ob tatsächlich ein Verband oder sogar eine Operation nötig ist. Ein offener Bruch mit blutender Wunde sollte jedoch in jedem Fall versorgt werden. Erfahrungsgemäß heilen die Brüche an den Gliedmaßen von Degus innerhalb von mehreren Wochen recht gut ganz von allein und ein Verband wird nur sehr selten von den kleinen Nagern überhaupt toleriert.