DEGU-ZUCHTVEREIN E.V.

Der Degu

Degus sind eine in Chile, Südamerika beheimatete Gattung der Strauchratten innerhalb der Familie der Trugratten (Octodontidae), werden jedoch historisch als Octodon degus „O. degus“ bezeichnet.

Die erste wissenschaftliche Beschreibung stammt von dem chilenischen Naturforscher Juan Ignacio Molina aus dem Jahr 1782, der die Art als „Sciurus“ degus den Eichhörnchen (Gattung Sciurus) zuordnete. Die Zuordnung zur Gattung der Buschratten, die 1832 von Edward Turner Bennett gegründet wurde, erfolgte 1848 durch George Robert Waterhouse.

Das bekannteste Mitglied der Degufamilie ist der Gewöhnliche Degu (Octodon degus), der als Haustier gehalten wird. Degus werden in 2 Gattungen eingeteilt:

Gattung Octodon

  • O. degus, der Gewöhnliche Degu, der historisch nur als „Degu“ bezeichnet wird
  • O. bridgesi, Bridges Degu, gefunden in Argentinien und Chile
  • O. lunatus, der Mondzahn-Degu, ein nachtaktives Tier, das in Zentralchile gefunden wurde
  • O. pacificus, Mocha Island degu oder Pacific degu, die ausschließlich auf Mocha Island, Chile, vorkommt
  • O. ricardojeda, neu entdeckt 2020, Ricardo Ojeda’s Degu

Gattung Octodontomys

  • O. gliroides, (P. Gervais und d’Orbigny, 1844) der Berg degu, der in Anden- und Sub-Anden-Regionen von 3 Ländern, Argentinien, Bolivien und Chile, aus Höhenlagen von etwa 30% vorkommt 1.200–4.400 m.

Octodon bridgesi ph. A. Muñoz-Pedreros 2000 | Octodon lunatus ph. Matias Faundez | Octodon pacific ph. Universität Ulm – H. Turni | Octodontomys gliroides ph. Alejandra Molina

Der Gewöhnliche Degu kommt zahlreich in freier Wildbahn vor und unterliegt keinen Schutzmaßnahmen. Leider befindet sich bereits eine Unterart des Degu auf der Roten Liste bedrohter Tierarten. Stand 05.2021.

Octodon degus LC

Octodon bridgesi VU

Octodon lunatus NT

Octodon pacificus CR

Octodontomys gliroides LC

Octodon Ricardo Ojeda VU

content_Red_List_Scale_CR_01
IUCN - International Union for Conservation of Nature’s Red List of Threatened Species

Octodon bridgesi ph. A. Muñoz-Pedreros 2000 | Octodon lunatus ph. Matias Faundez | Octodon pacific ph. Universität Ulm – H. Turni | Octodontomys gliroides ph. Alejandra Molina

DIE ERSTEN DEGUS IN EUROPA

London verzeichnete Degus bereits 1831 – bis mind.1835 in Ihrem Bestand.1 In Berlin, Aquarium unter den Linden, gab es die ersten Degus 1869 bis 1871.2 Der Frankfurter Zoo hatte mind. 1894 bis 1895 eine Degupopulation.3

Die ersten verzeichneten Nachzuchten von Degus in Europa, genauer im Londoner Zoo, erfolgte 1868 (UK-Erstzucht) mit 4 Wildfängen (2w, 2m) aus Chile.4

1964 wurden in der Ortschaft Lampa, Chile 20 Degus gefangen und zu Forschungszwecken an Dr. David Boraker nach Massachusetts, USA importiert.5 Nachkommen dieser Tiere wurden 1970 vom National Zoological Park und der University von Vermont gehalten.6 1967 wurden die ersten sechs Degu Paare von einem Labor in Santiago de Chile nach Europa ins Zoological Society of London geschickt.7

Der Zoo Frankfurt besaß ca. 1960-63 die ersten 12 Degus aus unbekannter Herkunft von einem Privathalter, vermeintlich aus dem Zuchtstamm aus den USA. Mit diesen Tieren wurde bis 1968 gezüchtet.8 Ob von diesem Bestand Tiere in private Hände gelangten ist unklar.  Die Nachkommen der nordamerikanischen Laboriere sollten durch langjährige Inzucht, einen eher gedrungenen, kleinwüchsigeren Körperbau mit veränderter Fellfarbe gehabt haben.9

1975, 1976 und 1978 wurden Degus aus Chicago, USA in den Tierpark Berlin Friedrichsfelde (ehemals DDR) importiert. 10 Eine Zucht entstand mit den Tieren aus 1978, die wohl ebenfalls an Institute abgegeben worden. Der Berliner Tierpark Friedrichsfelde hat seit 1976 eine regelmäßige Zucht.11 Bis Ende 1981, wurden dort ca. 300 Degus gezogen, davon wurden überzählige Degus in unbekannter Anzahl an andere Zoos, den Zoofachhandel und so an private Halter abgegeben. Etwa zu diesem Zeitraum sind über die ZAG „Kleinsäuger“, Degus an private Halter in die damalige Tschechoslowakei gekommen. Der Zoo Halle züchtet nach eigener Aussage – (Jahresbericht 1984) seit mind. 1983 aktiv.

Ende der 1980er bzw. Anfang der 1990er Jahre wurden erneut Wildfänge in unbekannter Zahl nach Deutschland und die Niederlande importiert.12 Durch die Vermischung mit den erneuten Wildfängen, dürfte es sich heutzutage meist um Mischtypen aus den beiden Linien handeln, daher kann die Größe sowie Farbe variieren. Mutmaßlich stammen die meisten heutigen Degus aus dieser Vermischung.

Anfang/Mitte der 1990er Jahre wurde der Degu als Heimtier bekannter und beliebter. Kurze Zeit danach ereigneten sich erste Notfälle, es kam zu Vermittlungen von großen Degugruppen, die durch unkontrollierte Vermehrung zustande kamen.13

Octodon degus (Molina 1782)

Juan Ignacio Molina González, auch Giovanni Ignazio Molina, war ein chilenischer Priester und Naturforscher. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Molina“. Molina verfasste 1776 eine erste Abhandlung über die Naturgeschichte von Chile.

Wir haben uns die Mühe gemacht und die offizielle Übersetzung der ersten Beschreibung von „Octodon degus“ gefunden. 

Der Degu, Sciurus Degus, ist eine Art von Ratte, ein wenig größer als die große Hausratte; er wohnt in der Gegend der Hauptstadt des Reichs unter der Erde. Sein Haar ist dunkelblond, ausgenommen auf den Schultern, wo sich eine schwärzliche Linie bis auf die Ellbogen erstreckt; der Schwanz endiger sich wie von der Schlafratte (ghiratto) in einem Büschel von langen Haaren von derselben Farbe. Er hat einen kurzen Kopf, abgerundete Ohren, eine Spitze und mit Barthaaren besetzte Schnauze, zwei obere keilförmige und zwei untere grade Schneidezähne; an den Vorderfüßen vier, und an den Hinterfüßen fünf Zehen. Die Tierchen leben um die Gebüsche her, in Gesellschaft, wo sie ihre Höhlen, nach Art einer kleinen Stadt mit verschiedenen Etagen, die von einer Höhle zur anderen führen, bilden. Sie nähren sich von Wurzeln und Früchten, von welchen sie für den Winter einen ansehnlichen Vorrat sammeln, weil sie, wegen der Milde dieses Himmelsreichs, nicht erstarren, wie die Schlafratten. Die Einwohner der Hauptstadt im vorigen Jahrhundert, aßen das Fleisch dieser Tiere, die jetzigen sind dieses nicht gewohnt.