DEGU-ZUCHTVEREIN E.V.

Züchterwissen

Zucht von Degus

AUF DIE GENE KOMMT ES AN...

Welche grundlegenden Kenntnisse sollte man als Züchter oder Zuchtinteressierter kennen? Was ist wichtig und was nicht? Wie werde ich ein Züchter?

Schrittweise ein Züchter werden

Die Entscheidung ist gefallen, Sie wollen ein Züchter werden – dann sollten Sie sich bereits vorab Gedanken über folgende Themen machen.

Bevor man mit allem anfängt, gibt es noch wichtige Themen, die durchdacht werden müssen, BEVOR Zuchttiere einziehen.

Sie sollten alle wichtigen Verhaltenseigenschaften bei Degus kennen, wie Körpersprache, Pfiffe/Töne, Rangordnung und Revierverhalten. Die richtige Fütterung (diese wirkt sich auf die Trächtigkeit und die Entwicklung der Jungtiere aus) ist ebenso wichtig wie die Kenntnisse zur Vergesellschaftung.

Das Wissen über den Ablauf einer Trächtigkeit, Säugezeit, Zitzen, Trennung vom Muttertier, Alter der Zuchtweibchen etc. sind essenziell.

Eins der wichtigsten Themen ist die Kenntnis in der grundlegenden. Die mendelschen Regeln muss der Züchter beherrschen um den Erbgang der Farben zu verstehen und tiefer gehende Genetik und Vererbung verstehen zu können.

Wie wirkt sich Inzucht aus und was bedeutet Linienzucht? Auch dies gehört zum Grundwissen in der Genetik.

Erst wenn Sie diese Grundlagen beherrschen, geht es um den Körperbau und die Farben. Informieren Sie sich genau darüber was Sie für sich in der Zucht haben möchten. Die ist der Grundstein für ihre Zuchtziele als Züchter!

Die Auswahl der richtigen Farben ist ebenso wichtig, einige Farben sind schwerer zu züchten, es gibt mehr genetische Besonderheiten zu beachten und ebenso sollten gewissen Farben nicht miteinander kombiniert werden.

Verkaufsgebiete; gibt es bereits Züchter in Ihrer unmittelbaren Umgebung? Wie sieht die Preisspanne in Ihrer Region aus und wie beabsichtigen Sie Ihre Jungtiere zu vermitteln? Es kann passieren, dass Sie den Nachwuchs länger als die normalen 7-8. Wochen bei sich unterbringen müssen, da sich keine Abnehmer melden. Daher sollte vorab genau geplant werden wie groß die Zucht werden soll und wieviel Nachwuchs man möchte ohne darauf sitzen zu bleiben.

Als Züchter ist es daher wichtig diese Grundlagen zu verstehen und zu verinnerlichen, damit die eigene Zucht entsprechend geplant werden kann ohne böse Ereignisse.

Auch bei der Zucht gilt die generelle Mindestgrenze von 0,5qm² pro Degu, das heißt, bei einer Zuchtgruppe von 4-5 Tieren muss eine Fläche von 200x70x80cm mit 1 Volletage oder 150x60x120cm mit 2 Volletagen zur Verfügung stehen. Mit eingerechnet sind hier nicht die Jungtiere, daher sollte der Platzbedarf generell größer geplant werden. Anhand dessen, wie viel Platz Sie haben, können Sie nun ausrechnen wie viele Paare Sie unterbringen können und ob Sie überhaupt so viel Platz haben, um eine Zucht anzufangen.

Bei jeder Zuchtgruppe muss eine Möglichkeit der Trennung und Vergesellschaftung mit einkalkuliert werden. Vorherige Gedanken wo ein Trenngitter eingebaut werden kann oder ob man noch Platz hat für einen zusätzlichen Käfig im Streitfall hat sollten bedacht werden. Reservekäfige sind daher immer nötig, im Falle einer Trennung bei Verletzungen, eine ungeplante Anschaffung einer neuen Gruppe oder Tiere die als Rückläufer zurückkommen und natürlich nicht mehr in die Zuchtgruppe gesetzt werden können.

Zusätzlich sind Quarantänekäfige/becken für eine Zucht sehr wichtig. Jedes neue Zuchttier sollte auf ansteckende Krankheiten wie z. B. Giardien getestet werden. Vor einem negativen Ergebnis, sollte das neue Zuchttier keinen Kontakt mit den Zuchttieren oder dem Zuchtkäfig haben. Auch Rückläufer dürfen keinen Kontakt zu den Zuchttieren haben, da man nie weiß ob sie sich etwas eingefangen haben.

Die Degu Zucht kostet Geld – viel Geld. Von der Erstanschaffung der Zuchtkäfige, zur Ausstattung, Beschaffung der richtigen Zuchttiere, Internetauftritt und Laboruntersuchungen ist man schnell in einem höheren vierstelligen Bereich.

Oft wird davon ausgegangen, dass sich die Deguzucht finanziell auszahlt, hier muss betont werden: dies ist nur der Fall, wenn man Quantität statt Qualität züchtet d. h. Masse statt Qualität! 

Ein normaler Züchter der auf die Qualität seiner Zucht achtet, steckt viel mehr Geld in die Käfige, Einrichtung, Anschaffung neuer Zuchttiere, Laboruntersuchungen etc. als beim Verkauf der Jungtiere wieder reinkommt.

Ein neues Zuchttier in einer selteneren Farbe kostet bis zu 800€, auch gängigere Farben liegen im Schnitt bei 150-350€. Der Eigenbau des Käfigs kostet pauschal um die 500-1000€, angefertigte Käfige oder Anlagen gehen gerne bis 4500€ hoch. Alle Gehege säubern und neu einstreuen sind je nach Volumen ca. 30-100€, monatliche Futterkosten belaufen sich auf ca. 50-200€. Erste Hilfe Medikamente und Reinigungsmittel ca. 100-200€ als Erstanschaffung.

Tierarztkosten z.B. bei Kastration mit Nachkontrollen ca. 100-200€, bei Bisswunden ca. 40-120€, bei normalen Untersuchungen (Zähne etc.) ca. 35-50€, Zahnbehandlungen ca. 50-120€, bei Röntgenbildern der Zähne ca. 50-100€, Laboruntersuchungen ca. 20-60€, eine gängige Laboruntersuchung des Kots kostet pro Gruppe ca. 35€, Obduktion ca. 70-120€, Kontrollbesuch pro Degu 20-40€.

Man sieht also, wer Gewinn mit der Zucht erzielen will kann dies nur auf eine Weise erreichen, auf Kosten der Tiere!

Die Definition von Zuchtzielen kann kein ganz objektives Verfahren sein. Letztendlich muss man sich an den definierten Rassestandard halten und anschließend für sich entscheiden, welche anderen Kriterien man für ausschlaggebend hält.

Geht es einem um die Erhaltung gesunder Blutlinien, sollte man darauf bedacht sein möglichst Blutfremde Tiere, teils aus anderen Ländern, zu importieren und zu verpaaren.

Möchte man den Genpool erweitern und verpaart schwarzfreie Linien mit Non-Agouti Fellfarben, super endlich eine gelungene Arbeit für die Degu Population.

Will man hingegen die Fellfarbe besser definieren, ist neben der Herkunft auch die Beschaffenheit und Farbe sowie Verpaarung ein wichtiger Aspekt. Dabei muss bedacht werden welche Farben nicht miteinander verpaart werden sollten und welche Farbeinkreuzung den gewünschten Effekt erzielt. Will man dunkleres Schoko – kreuzt man nun Sand oder Blau mit ein um das Ziel zu erreichen? Hier kommt das Wissen in der Genetik wieder zu tragen.

Oder will man eher eine Gewissen Scheckung züchten? Dann ist die Auswahl der Zuchttiere umso wichtiger. Oder doch gleich eine neue Farbe züchten?

„Bunte gesunde Jungtiere“ sind kein Zuchtziel, dies dient weder der Erhaltung gesunder Degus noch einem übergeordnetem Zuchtziel.

Alle Zuchttiere werden den Zuchtzielen entsprechend ausgewählt, daher sollte im Vorfeld klar sein, was Sie mit der Zucht erreichen möchten.

Die Gesundheit der Tiere steht erster Stelle, seltene Farben oder tolle Scheckungen sind nicht zielführend, wenn die Blutlinie aus generationenübergreifender Inzucht besteht oder Gendefekte vorliegen. Also müssen die genetischen Merkmale bekannt und der Körperbau bei den Tieren gesund sein. Um dies besser beurteilen zu können sollte der Stammbaum mehr als 2 Generationen aufweisen – dies ist teilweise schwer, dennoch lohnt sich die Suche nach guten Zuchttieren. Jedes Zuchttier muss also einen Stammbaum mit mindestens 2 unverwandten Generationen besitzen. Die Verpaarung von Degus mit unbekannter Abstammung oder ohne gültige Stammbäume und/oder nachweislicher Inzucht im Stammbaum, sollten nicht zur Zucht eingesetzt werden.

Züchter brauchen starke Nerven! 

Sie werden zwangsläufig in Situationen geraten, die Sie an der Entscheidung zu züchten zweifeln lassen. Sie sollten sich daher fragen, ob Ihre Nerven dafür stark genug sind oder ob Sie generell eher sensibel reagieren.

  • Gruppen planen ist schön! Degus haben aber oft ihren eigenen Kopf. In der Theorie setzt man sich schöne Zuchtgruppen zusammen, in der Realität kommt es oft nicht so weit, da einige Degus einfach nicht miteinander harmonieren und man so vor der Problematik steht relativ plötzlich alles neu umplanen zu müssen. Dies ist ein sehr häufiges Problem in der Deguzucht, das immer wieder unterschätzt wird. So kann es schnell passieren, dass aus geplanten drei Gruppen 4 oder 5 werden. Auch durch Pubertät oder Rangstreitigkeiten in der Gruppe kommt es immer wieder zu vorrübergehenden oder dauerhafter Trennung einzelner Degus aus einer vormals harmonischen Familie.
  • Vereinzelt kommt es dazu, dass erwachsene Degus unter starkem Stress die eigenen Babies töten und teilweise anfressen. Das ist in freier Natur ein natürliches und sinnvolles Verhalten, jedoch für uns Menschen oft nur schwer nachvollziebar.
  • Neue Zuchttiere, die nicht auf Krankheiten untersucht wurden, können nicht nur die ganze Zuchtgruppe anstecken, sondern auch vorhandene Jungtiere schädigen oder bei einer Trächtigkeit wachstumsverzögerte Babies bekommen. Besonders zu erwähnen sind hier Giardien, die durch die gehemmte Nährstoffaufnahme im Darm des kranken Tieres, besonders bei Jungtieren zu Wachstumsverzögerungen, bis hin zu Missbildungen, führen können. 
  • Bei kranken Tieren müssen Sie möglicherweise hohe Kosten beim Tierarzt bezahlen, um überhaupt erst die Krankheit diagnostizieren und eine entsprechende Therapie einleiten zu können. Ältere Degus leiden zudem häufig an Zahnfehlstellungen, die regelmäßig behandelt werden müssen.
  • Unter den Züchter herrscht nicht immer Einigkeit; es gibt viel Missgunst und persönlichen Kleinkrieg. Gerüchte und Lügen verbreiten sich schnell und sich deren Auseinandersetzungen – vor allem in sozialen Medien – zu entziehen ist nicht immer leicht.
  • Viele Käufer sind nicht umfassend auf die Deguhaltung vorbereitet und es verlangt Zeit und Geduld diese künftigen Deguhalter aufzuklären und zu beraten.

Die eigene Homepage ist eine Herausforderung, aber sie macht Ihre Zucht auch sichtbar und transparent. Käufer finden Sie schneller aber auch andere Züchter die eventuell bei Ihnen kaufen wollen, eine Homepage sagt viel über den Züchter und dessen Qualität aus. Da durch die Homepage jeder Einblick in Ihre Zucht hat, kann dies zu netten Kontakten mit Käufern und Züchtern führen oder auch zum Gegenteil. Reine Facebook-Seiten sind mit Vorsicht zu sehen, da diese ohne großen Aufwand rein für den Verkauf schnell erstellt werden können.

Vermittlung; Für alle Jungtiere muss ein artgerechtes Zuhause gefunden werden. Als Züchter muss man daher genau hinschauen wem man seine Tiere anvertraut. Als Züchter muss man ebenso Kleinanzeigen schreiben und die Käufer vorab prüfen; Rückfragen stellen, Bilder des Käfigs anfordern und gegebenenfalls über Futter und nötige Verbesserungen am Käfig aufklären. 

Rücknahme eigener Tiere; auch das kommt vor. Einige neue Halter sind überfordert, die Degus streiten sich oder die Vergesellschaftung hat nicht geklappt. Nimmt man die Tiere zurück, hat man genug Platz oder hilft man zumindest bei der Vermittlung? Fragen die geklärt sein sollten. Bei der Rücknahme sollten diese immer in Quarantäne, jede neue Umgebung (auch wenn es nur einige Tage waren) birgt ein Risiko auf Krankheiten, Parasiten oder ähnliches die Sie sich so in ihre Zucht holen können. Wenn sich Krankheiten zeigen oder die Kotprobenuntersuchung positiv auf Parasiten getestet wird, sind Ihre Zuchttiere durch die Quarantäne geschützt.

Wenn man nun umfassend informiert ist, die Käfige stehen, alles eingerichtet ist, man den Züchter seiner neuen Zuchttiere genauesten überprüft hat und nun endlich seine Zuchttiere abholt oder per Tierversand bekommt, geht es erst richtig los!

Die neuen Zuchttiere werden per Trenngittermethode vergesellschaftet, bei Jungtieren kann dies oft auch ohne klappen. Hierbei muss bedacht werden, dass ein Weibchen nicht vor dem 6 Monaten trächtig werden sollte.

Wenn Sie das Glück hatten und die Gruppen so zusammensitzen wie sie sollten, kann es direkt zur Deckung kommen oder es dauert noch einige Wochen oder sogar Monate. Bis der erste Nachwuchs kommt dauert es meist mindestens 3-6 Monate, teilweise deutlich länger.

Nach der Geburt wird das Weibchen meist direkt wieder nachgedeckt (am selbem Tag). Aus Rücksicht auf das Zuchtweibchen, sollten Sie maximal 3 Würfe in Folge zulassen oder 4 Würfe in 2 Jahren. Eine Zuchtpause von mindestens 6 Monaten wird empfohlen.

Jungtiere müssen sozialisiert werden, d. h. an die Hand und das herausnehmen gewöhnt werden. Jungtiere dürfen ebenso nicht alleine verbleiben nach der Trennung von der Mutter, dies kann zu Problemen im Sozialverhalten führen. Degus die sich schlecht vergesellschaften lassen oder ständig streitende Gruppen, können die Folge sein.

Daten zu Degus

Die Angaben zu biologischen Daten des Degus variieren sehr stark in der Literatur. Nachfolgend haben wir die wichtigsten Daten zusammengefasst, die sich in Veröffentlichungen finden lassen. 

FARBGENETIK

Die mendelschen Regeln beschreiben den Vererbungsvorgang bei Merkmalen, deren Ausprägung von nur einem Gen bestimmt wird. Mehr hierzu unter Farbgenetik.

ALTERSGRENZEN

Babys: 0-7 Wochen alt Jugendliche: 7-58 Wochen alt Erwachsene: 59 Wochen bis zu 5 Jahren Senior: ab 5 Jahre Quelle1

KÖRPERGEWICHT

Normalgewicht Adult: 170 – 300 g, Ø230g
Trächtiges Weibchen: 250 bis 430g, Ø340g
Neugeborene: 10 – 16 g, Ø14g
6. Monate ca. 180 – 210g

GESCHLECHTSREIFE

Weiblich: Zyklusbeginn mit ca. 7 (– 16) Wochen
Männlich: ca. 3 Monate

Weitere Angaben: frühestens mit 46 Tagen, durchschnittlich mit 6 Monaten

KONZEPTIONSALTER

Empfohlenes frühestes Alter des Weibchens bei Konzeption: 6 Monate, mit ca. 200 g Körpergewicht
Es wird empfohlen den ersten Wurf eines Weibchens vor dem 2. Lebensjahr zu planen.

FORTPFLANZUNGSFÄHIGKEIT

Weiblich: ca. 4,5 Jahre, dann Rückgang der Fortpflanzungsrate

Männlich: lebenslang

Trächtigkeit

Im Durchschnitt nehmen trächtige Weibchen bis zu 75,5 ± 7,3% über dem nicht schwangeren Gewicht zu.

TRAGEZEIT

85-95 days +/- 3 Tage, Ø90 Tage.
Der Mindestabstand zwischen den Würfen beträgt 82 bis 86 Tage.

TRENNUNG VOM MUTTERTIER

Mit ca. 6 – 8 Wochen / Männchen mit 7 Wochen bei normaler Entwicklung.

Bei Isolation nach dem Absetzen kann es bei Degus zu ernsthaften Verhaltensstörungen kommen.

Gewicht Neugeborene

Neugeborene: 10 – 16 g, Ø14g
Gewichtszunahme in den ersten 14 Tagen: 2-3 g/Tag

➥ Weitere Daten siehe Tabelle am Seitenende

WURFANZAHL PRO JAHR

In freier Wildbahn: ein Wurf im Frühjahr (September, Ende der Regenzeit, großes Futterangebot), zwei Würfe bei ausreichendem Futterangebot.

In der Heimtierhaltung: maximal 4 Würfe, ganzjährig, durchschnittlich 2-3 Würfe. Die Jungtiere sind Nestflüchter.

WURFGRÖSSE

1 – 12 Babys, Ø 3 – 6 Babys

Die Wurfgröße beim Degu variiert je nach Alter des Weibchens und der Anzahl der vorausgegangenen Würfe. Geschlechtsverhältnis bei Geburt beträgt 100 weibliche zu 110 männlichen Tieren.

SÄUGEZEIT

ca. 4-6 Wochen, mindestens 2 Wochen
Absetzgewicht: ca. 60 – 80g

Erstes festes Futter nach ca. 1 Woche, Ø ab der 2.-3. Woche

ZYKLUS

Degus besitzen grundsätzlich einen ganzjährigen Fortpflanzungsrhythmus. Es kommt jedoch unter den jahreszeitlich unterschiedlichen Umweltbedingungen (z.B. Dauer und Intensität des Tageslichtes und der Umgebungstemperatur) zu einer deutlich gesteigerten Wurfanzahl in den Monaten des Frühjahrs/Sommer. Viele Weibchen machen zudem, gerade bei längerer Anwesenheit eines Männchens im selben Käfig, im Herbst/Winter ganz von selbst eine Trächtigkeitspause.

In einigen Quellen wird berichtet, dass Deguweibchen dennoch einen Zyklus von 18-21 Tagen besitzen, weshalb man davon ausgehen kann, dass Degus, ähnlich wie Meerschweinchen und Chinchilla, saisonal polyöstrisch sind. Das heißt nur in einem definierten Zeitraum im Jahr kommt es zu einer regelmäßiger Zyklusaktivität. Gesichert ist, dass die Weibchen unmittelbar nach der Geburt eines Wurfes noch am selben Tag – und in der Regel erfolgreich – gedeckt werden (sog. postpartum Östrus).

ZITZEN​

Das Deguweibchen besitzt 4 Zitzenpaare (insg. also 8 Zitzen), ein inguinales und drei abdominale, die jeweils auf einer Linie zwischen Hinter- und Vordergliedmaßen angeordnet sind.

Generelle Hinweise

Das Nest/Häuschen sollte auf die unterste Ebene verlagert werden. Laufrad, Wassernapf und andere Gefahrenquellen dürfen nicht auf der untersten Ebene sein. Bei Volieren muss darauf geachtet werden, dass die Gitter nicht mehr als 1cm auseinander liegen – ansonsten zusätzliches Gitter anbringen. Das Laufrad muss auf eine der oberen Etagen verlegt werden, falls dies nicht möglich ist, erst frühestens ab der 3. Lebenswoche der Jungtiere wieder in den Käfig stellen.

Der Vater sollte bereits vor der Geburt getrennt worden sein, sonst deckt er das Weibchen direkt nach.

Geschlechterunterscheidung: Diese ist bereits ab dem 1. Tag nach der Geburt möglich.

Rassestandard

Für Degus gibt es noch keinen etablierten Rassestandard in Deutschland oder Europa. Daher lehnen wir uns hier an Standards aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen und anderen Ländern an.

ABSTAMMUNG

Die Abstammung der Zucht-Degus steht an erster, wichtigster Stelle. Zum Erhalt der Gesundheit ist eine möglichst unverwandte Abstammung der Zuchttiere untereinander wichtig. Über die Jahre und die neuen Farbschläge hinweg, sind fast alle Degus in Deutschland/Europa, inzwischen zu einem gewissen Grad miteinander verwandt. Das ist grundsätzlich auch bei anderen Tierarten so der Fall. Um jedoch Inzuchtschäden zu vermeiden und weitere Auskreuzungen verschiedener neuer Eigenschaften zu ermöglichen, ist ein bekannter Stammbaum jeden einzelnen Zuchttieres jedoch höchst sinnvoll.

GESUNDHEIT

Degus, die zur Zucht eingesetzt werden, müssen augenscheinlich gesund und frei von ansteckenden Krankheiten und Parasiten sein. Degus mit Missbildungen, in Verdacht stehenden vererbbaren Tumoren oder anderen genetischen Auffälligkeiten, werden aus der Zucht ausgeschlossen. Darüber hinaus werden Tiere, die sich als besonders krankheitsanfällig herausgestellt haben, ebenfalls aus der Zucht genommen.

CHARAKTER

Der Charakter sollte aufgeschlossen, sowie dem Menschen und anderen Degus gegenüber der Art entsprechend sein. Aggressive oder verhaltensauffällige Degus werden aus der Zucht ausgeschlossen.

Gewichtsangaben

Orientierungswerte für Jungtiere

Die hier aufgelisteten Gewichtsangaben stammen aus Daten von Züchtern und können durchaus variieren, ebenso ist ein Unterscheid bei der Wurfgröße, Größe des Elterntieres und Alter zu beachten.

Daher sollten sie nur als Anhaltspunkt genommen werden.

367g (links) am Wurftag (5 Babys).

294g (mitte) 10 Tage vor dem Wurftag. Am Wurftag 340g (7 Babys).

265g (rechts) 9 Tage vor dem Wurftag. Am Wurftag 290g (4 Babys).

2. Lebenswoche ca. 15 – 25g
zwischen der 2.-3. Lebenswoche ca. 30 – 40g
3. Lebenswoche ca. 35 – 45g
zwischen der 3.-4. Lebenswoche ca. 35 – 45g
4. Lebenswoche ca. 40 – 60g
zwischen der 4.-5. Lebenswoche ca. 44 – 62g
5. Lebenswoche ca. 65 – 75g
zwischen der 5.-6. Lebenswoche ca. 75 – 88g
6. Lebenswoche ca. 70 – 90g
zwischen der 6.-7. Lebenswoche ca. 75 – 100g
7. Lebenswoche ca. 100 – 120g
zwischen der 7.-8. Lebenswoche ca. 115 – 125g
8. Lebenswoche ca. 125 – 135g

Folgen von "Zucht" ohne Kenntnisse über Genetik

GENETISCHE MISSBILDUNGEN DURCH UNWISSENHEIT

Die erste echte Farbmutation trat ca. 1998 in Holland mit den sogenannten „Silber Degus“ oder „Blauen Degus“ auf. 

Die steigende Popularität zog weitere unschöne Folgen nach sich: Baumärkte nahmen Degus in ihr Sortiment auf und durch die stetige Vermehrung häuften sich bald weitere blaue Farbmutationen. So wurde nicht nur die Nachfrage nach farbigen Degus größer, sondern auch Schecken rückten mehr in den Fokus der Begierde unwissender Tierhalter.

Dass gerade bei solchen Farbmutationen eine Vermehrung gefördert wird, die negative Konsequenzen auf die Gesundheit nachfolgender Degu Generationen haben könnte, ist vermutlich den wenigsten bewusst. Viele Züchter oder „ich wollte mal Degu-Babys, weil meine Degus so toll sind“-Vermehrer sind bestrebt, durch Kreuzung von Tieren verschiedener Farben, deren Merkmale miteinander zu kombinieren, z. B. den Farbschlag mit einem anderen Farbschlag zu verbinden. Dies erfordert jedoch nicht nur eine durchdachte Planung darüber, welche Tiere miteinander zu verpaaren sind, sondern auch sichere Grundkenntnisse im Fachgebiet Genetik, denn die Folgen einer falschen Zuchtplanung bzw. Unwissen über genetische Vererbung bei Degus, können schnell zu Tieren mit eingeschränkter Gesundheit und Lebenserwartung führen.

Mögliche Inzuchtschäden

  • schwächeres Immunsystem
  • geringere Größe
  • verfeinerter Knochenbau
  • spärlicher Haarwuchs
  • Pigmentverlust
  • verminderter Geschlechtstrieb
  • Unfruchtbarkeit
  • verzögerte Entwicklung von Nachwuchs
  • fehlende Gelenkpfannen
  • ausgeprägte Glaukom Bildung
  • Gleichgewichtsstörungen

Fazit:

Anfälligkeiten für Krankheiten oder vererbte Gendefekte werden in der Regel nicht durch die Fellfarbe hervorgerufen. Jedoch kann Inzucht – insbesondere, wenn sie über mehrere Generationen hinweg erfolgt – eine deutlich negative Wirkung auf die Gesundheit und das Wachstum von Folgegenerationen haben. Deshalb stellen eine gewissenhafte Zucht und das Fachwissen von Züchtern zur Genetik, die Basis zum Erhalt der Gesundheit der Tiere dar.  Falsche Ernährung, schlechte Haltung und Unwissenheit des Tierhalters haben jedoch mindestens eine ebenso negative Auswirkung auf die Lebenserwartung und Vitalität von Degus. Deshalb ist es so wichtig, sowohl gesunde Zuchtlinien von verantwortungsvollen Züchtern zu etablieren, als auch den Haltern ein solides Grundwissen zur Deguhaltung zu vermitteln, auf das sie sich verlassen können. Mit der Gründung unseres Vereins und der Erstellung dieser Webseite, hoffen wir deshalb einen großen Schritt in diese Richtung gemacht zu haben.